Weniger Transparenz durch Retrozessionen

Wenn die Retrozessionen einen grossen Anteil an den Einnahmen des Vermögensverwalters ausmachen, kann es für den Berater angenehmer sein, wenn seine Kunde nicht genau wissen, wie hoch die Retrozessionen sind. Das kann dadurch geschehen, dass der Erhalt von Rückvergütungen nur im Kleingedruckten des Vertrages erwähnt ist und gar nicht erst darüber gesprochen wird. Ein solches Vorgehen ist nicht im Interesse der Kunden, weil ihnen oftmals das fachliche Wissen zur Überprüfung des Verwalters und der Verträge fehlt. Wenn die Bankgebühren in viele verschiedene Gebührenblöcke aufgeteilt und ohne akribisches Studieren aller Vertragsunterlagen und Gebührenordnungen für den Kunden nicht überschaubar sind, führt dies ebenfalls zu unnötiger Intransparenz.

Intransparenz fördert den Einsatz riskanter Finanzprodukte

In der Tendenz ist es so, dass risikoreichere Finanzprodukte teurer sind und höhere Retrozessionen bezahlen. Berater profitieren somit, wenn riskantere Finanzprodukte eingesetzt werden. Vielleicht ist es kein Zufall, dass die strukturierten Produkte von Lehman Brothers oder der Hedge Fund von Bernard Madoff vielen Kunden als sicher verkauft wurden. Heute wissen wir, dass die Anleger Riesenverluste damit eingefahren haben. Die Retrozessionen sollen bei diesen Produkten hoch gewesen sein. Ein schlechter Berater vertraut den Angaben der Produktanbieter und verkauft sie, auch wenn die Risiken in Wirklichkeit höher als angepriesen sind. Hohe Retrozessionen fördern den Verkauf solcher Produkte. Anleger wären vielleicht kritischer gewesen, wenn sie die Höhe der Kickbacks gekannt hätte.

Kunden sollten vollständig und wahrheitsgetreu informiert werden

Ein vertrauenswürdiger Berater klärt seine Kunden aktiv über den Erhalt von Retrozessionen auf und gibt deren Höhe bekannt. Der Berater sollte dem Kunden erklären, wie er den Interessenkonflikten auf Grund der entstehenden finanziellen Anreize aus dem Wege geht. Wenn ein Berater nicht transparent über Retrozessionen informiert (auf Nachfrage einzeln für jedes eingesetzte Finanzprodukt und für jede andere Leistung), sollte der Kunde nachfragen.